Für Max Tegmark steht daher nicht mehr die Existenz des Multiversums an sich im Mittelpunkt seiner Überlegungen, sondern dessen Bauart. Der schwedisch-amerikanische Kosmologe hat eine vierstufige Hierarchie von Multiversen entwickelt, in der die Entwürfe im Blick auf unseren Kosmos immer fremdartiger erscheinen.
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Auf Ebene 1 präsentiert sich ein unendliches Universum der Abweichungen, das mit je verschiedenen Anfangsbedingungen zahlreiche Varianten des von uns beobachteten Kosmos zulässt. 
Auf Ebene 2 siedelt Tegmark das Schaumbad-Multiversum der inflationären Ausdehnung an. Es produziert Universen wie Blasen, in denen es mitunter wie bei uns zugeht oder aber andere Naturkonstanten, Elementarteilchen und Symmetrien für erhebliche Abweichungen sorgen. 

Zu diesem Typus gehören auch John Archibald Wheelers oszillierendes Universum und Lee Smolins kosmisches Evolutionsuniversum, das nachwachsende Baby-Universen erfolgreiche Universums-Typen übernehmen lässt.

Ebene 3 bezeichnet das bereits länger bekannte "Quantenuniversum", in dem die berüchtigte Schrödinger-Katze weiterhin ihr (Un)Wesen treibt. Dieses Universum der "Viele-Welten-Theorie" Hugh Everetts (1957) spaltet sich in einem ewigen Existenz/Nichtexistenz-Spiel auf, ohne dass die einzelnen Zustände miteinander kommunizieren können. In der "Theorie der universalen Wellenfunktion" steht die Welt permanent am Scheidewege, die unsere Möglichkeitsvarianten als Wirklichkeit in immer neue Parallelwelten schicken. 
Mit diesem Weltverzweigungssystem im exponentiellen Maßstab ist alles physikalisch Mögliche wirklich wie umgekehrt – was an Georg Wilhelm Friedrich Hegels berüchtigten Spruch erinnert, dass das, was vernünftig ist, wirklich ist und was wirklich ist, auch vernünftig sei. 

Eine philosophische Korrespondenz findet diese Idee auch in David Lewis´ modalem Realismus, dem alle möglichen Welten als reale gelten. Der stärkste intuitive Beleg solcher Welten finde sich im "kontrafaktischen Denken", also in unseren permanenten Vorstellungen alternativer Weltverläufe, in denen unsere konkrete Wirklichkeitserschließung erst möglich wird.

Auf Ebene 4 versammelt Max Tegmark alle mathematisch möglichen Konstruktionen, frei nach dem Spruch "Alles ist Zahl", der auf den Vorsokratiker Pythagoras von Samos verweist. Dieses disparate, nur aus Logik zementierte Sammelbecken von Welten lässt fliegende Spaghettimonster, diesmal als absolut reale Gottheiten, genauso zu wie uns grotesk erscheinende Naturgesetze, wenn etwa die Lichtgeschwindigkeit die langsamste Geschwindigkeit wäre. 

In der näheren Betrachtung ist dieses Multiversum, das weit weniger Anhänger gefunden hat als die vorgenannten drei, dem platonischen Reich der Ideen nahverwandt. Nur die Ideen, also auch die mathematischen Gleichungen, sind real, alles andere dagegen Schein oder menschliche Erkenntnisschwäche. Die stärkste Intuition dieses "verrücktesten" aller Multiversen gründet auf der innigen Beziehung zwischen Denken und Wirklichkeit, Modell und Empirie, Virtualität und Realität. 

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Diese vier Ebenen beschreiben nach Tegmark keine exklusive Beziehung des Weltenbaus, sondern sind mehr oder weniger frei kombinierbar, wie es sich besonders plausibel im Zusammenhang eines inflationär unendlichen Raums mit der parallel geschalteten Schachtelwelt der Quantenphysik darstellt.

weiter zu Teil II :  Von der Existenz zur Multi-Existenz
 

Quelle Telepolis > Magazin http://www.heise.de/tp/artikel/32/32983/1.html

zur Startseite der UE:  Universum, Quanten und Schöpfungsbericht
 

      quelle hier...

   Infrarot-Rundumbild des Himmels, aufgenommen vom Nasa-Satelliten "Cobe":
 

Noch heute ist das Nachglühen des Urknalls messbar.
 

     hier (ntv-Wissen)